Notwendige Nährstoffe
Barfen steht für eine ursprüngliche Ernährung mit frischen Lebensmitteln, in denen durch fehlende Verarbeitung weitestgehend alle Vitamine und Mineralstoffe enthalten sind. Die Orientierung am Beutetier sorgt für eine bedarfsgerechte Ernährung. Aber welchen Bedarf hat denn nun ein Hund?
PROTEINE
Fleisch versorgt den Hund mit Aminosäuren. Aminosäuren sind die Bausteine des Lebens. Der Körper benötigt regelmäßig Nachschub an Aminosäuren, um das Leben im Körper aufrecht zu erhalten. Und diese Aminosäuren erhält der Hund aus tierischen Proteinen. Zu einem geringen Teil kann er das auch aus stärkehaltigen Kohlehydraten. Aber in Kohlehydraten sind längst nicht alle Aminosäuren enthalten, die für den Hund aber essentiell (lebensnotwendig) sind.
Hochwertige Proteine sind Muskel- und Organfleisch. In Schlachtabfällen sind eher minderwertige Proteine enthalten wie Bindegewebe, Fell und Horn aus Hufen, Federn oder Krallen. Diese minderwertigen Proteine kann der Hund auch verarbeiten, aber längst nicht so gut und so leicht wie aus Muskelfleisch und Organen.
Fisch, Eier und Milchprodukte können ebenfalls gute Proteinlieferanten sein. Reine Milch können Hunde nicht verdauen, aber Quark, Hüttenkäse oder Joghurt können den Speiseplan in Maßen ergänzen.
Muskelfleisch sollte 40-50% der Fleischration bzw. 30-40% der Gesamtration ausmachen.
FETT = Fettsäuren
Fett ist hochverdaulich, kann gespeichert werden und ist der Energielieferant schlechthin. Im Gegensatz dazu ist Eiweiß ein sehr ineffizienter Energielieferant, der zudem auch nicht gespeichert werden kann. Eine zu eiweißhaltige Ernährung kann außerdem zu einer Nierenschädigung führen, da bei der Verdauung Ammoniak entsteht, das über die Nieren abgebaut und ausgeschieden werden muss. Daher kommt einem ausreichenden Fettanteil eine große Bedeutung in einer Barfration zu.
Zu den essentiellen Fettsäuren gehören auch die Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure). Sie können nicht vom Körper selbst hergestellt werden und müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. In unseren Nutztieren ist im Gegensatz zu Wildtieren keine ausreichende Menge an Omega-3-Fettsäuren mehr vorhanden. Daher sollte der Speiseplan hier mit Fischöl ergänzt werden.
Der Fettanteil im Muskelfleisch sollte bei 15-25% liegen, der Fettgehalt der Gesamtration sollte 10-15% betragen. Ggf. muss Fett ergänzt werden, wenn das Fleisch zu mager ist.
GETREIDE/KARTOFFELN/REIS UND CO.
Bei der Fütterung von Getreide oder stärkehaltigem Gemüse wie Kartoffeln oder Reis scheiden sich die Geister. Manche Ernährungspläne, teilweise von Tierärzten erstellt, sehen einen Kohlenhydratgehalt von bis zu 50% vor. Wenn wir BARF-Berater empfehlen, kein Getreide zu füttern, hört man oft: "Aber der Hund kann es doch verdauen." Hier besteht eine Verwechslung zwischen Toleranz und Bedarf. Es gibt Nahrungsmittel, die vom Körper benötigt werden und dann gibt es Nahrungsmittel, die vom Körper toleriert, aber nicht benötigt werden.
Unser menschlicher Organismus hat z.B. eine gewisse Toleranz gegenüber Alkohol. Aber würden wir deshalb ernsthaft einen Ernährungsplan mit 50% Alkohol empfehlen?
Warum ist Getreide so problematisch bei der Ernährung von Hunden? Der Darm eines Hundes ist schlichtweg zu kurz, um Getreide vernünftig verdauen zu können. Der Darm von Alles- oder Pflanzenfressern ist bedeutend länger und enthält jede Menge Darmmikroben, die das Getreide "vorbehandeln" und eine Verdauung überhaupt erst möglich machen. Die von den Mikroben vorverdauten Pflanzenfasern werden anschließend von speziellen Verdauungsenzymen (Amylase) aufgespalten und die Nährstoffe herausgelöst. Diese Verdauungsprozesse gibt es bei Fleischfressern nicht bzw. nur sehr eingeschränkt.
Amylase, das Enzym für die Verdauung von Kohlenhydraten, ist in den Verdauungssäften des Hundes nur sehr wenig vorhanden, vermutlich mehr als beim Wolf als Anpassung an die Domestikation, aber immer noch nur ein Bruchteil dessen, was Alles- oder Pflanzenfressern zur Verfügung steht.
Neigen Hunde zu Übergewicht, leiden sie an Futtermittelunverträglichkeiten oder Gelenkproblemen, sollte als Erstes jegliches Getreide aus der Ernährung gestrichen werden. Dabei auch an die Hundekekse von Oma oder das Leckerlie der netten Nachbarin denken.